Eine Person hält ein Table, auf dem der ESG-Report zu sehen ist. Schriftzug: In fünf Schritten zur Wesentlichkeitsanalyse
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ESG-Report

Wesentlichkeitsanalyse

In einer Welt, die von komplexen ökologischen und sozialen Herausforderungen geprägt ist, spielt die Übernahme von Verantwortung durch Unternehmen eine entscheidende Rolle. Nachhaltigkeitsberichte sind hierbei nicht nur ein Mittel zur Rechenschaft, sondern werden auch als ein Zeichen des Engagements für eine bessere Zukunft gesehen.

Die Anforderungen an die entsprechende Berichterstattung mit mehr als 1.100 Datenpunkten sind sehr hoch. Welcher dieser Datenpunkte jedoch tatsächlich für das eigene Unternehmen berichtspflichtig ist, entscheiden die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse. Sie hilft dabei, relevante Themen zu erkennen und Prioritäten zu setzen. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, welche Bedeutung die Wesentlichkeitsanalyse für die zielgerichtete Identifikation relevanter Berichtsinhalte hat.

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Grundlagen schaffen: Was ist eine Wesentlichkeitsanalyse?

Die Wesentlichkeitsanalyse (Materiality Assessment) ist ein essenzieller Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, welche Themen wirklich wichtig sind – sowohl für den Betrieb als auch für seine Stakeholder. Durch diese Analyse können relevante Auswirkungen, Chancen und Risiken klar erkannt und priorisiert werden. So wird sichergestellt, dass der Bericht gezielt auf jene Aspekte eingeht, die tatsächlich von Belang sind und den größten Mehrwert schaffen.

Relevante Stakeholder der Berichterstattung sind interne und externe Interessensgruppen, die direkten oder indirekten Einfluss auf das Unternehmen haben oder von den Unternehmensaktivitäten betroffen sind. Dazu zählen beispielsweise Mitarbeiter, Kunden, Investoren und Aktionäre, Lieferanten und Geschäftspartner, NGOs sowie die allgemeine Öffentlichkeit.

Um festzulegen, welche Inhalte in den Bericht aufgenommen werden, wird das Konzept der doppelten Wesentlichkeit herangezogen. Diese Vorgehensweise berücksichtigt zum einen, welche Folgen die Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft hat (impact materiality), und zum anderen, wie die identifizierten Aspekte die finanzielle Situation des Unternehmens beeinflussen (financial materiality).

 

Zwei Perspektiven: Unterschied zwischen Impact und Financial Materiality

Die Impact Materiality befasst sich mit den Auswirkungen eines Unternehmens auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Es wird untersucht, wie die Aktivitäten des Betriebs die Nachhaltigkeitsziele beeinflussen und welche Veränderungen sie im Klima sowie in sozialen Strukturen erreichen. Diese Konsequenzen werden hinsichtlich ihrer Schwere und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Das Ziel besteht darin, Bereiche zu identifizieren, in denen das Unternehmen bedeutende positive oder negative Effekte hat und wie diese zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beitragen können. Diese Perspektive stellt die externe Wirkung des Unternehmens in den Vordergrund und konzentriert sich darauf, wie das Unternehmen zu Nachhaltigkeitszielen beitragen kann. Diese Betrachtungsweise repräsentiert externe Akteure wie NGOs, Regierungen und die Öffentlichkeit, die an den sozialen und ökologischen Folgen interessiert sind.

Die Financial Materiality konzentriert sich hingegen auf die Risiken und Chancen, die die finanzielle Leistung eines Unternehmens beeinflussen können. Hier wird analysiert, inwiefern potentielle Themen den wirtschaftlichen Erfolg, den Cashflow oder die Finanzierung des Betriebs in der Zukunft beeinträchtigen könnten. Financial Materiality bezieht sich also auf Nachhaltigkeitsthemen, die direkte oder indirekte Auswirkungen auf die finanzielle Performance des Unternehmens haben. Hier steht die Frage im Fokus, ob bestimmte ökologische oder soziale Themen in Zukunft den wirtschaftlichen Erfolg, den Marktwert oder die finanzielle Stabilität des Unternehmens beeinflussen können. Dieser Blickwinkel richtet sich hauptsächlich an Investoren, Aktionäre und Finanzanalysten, bei denen die wirtschaftliche Entwicklung und Rentabilität des Unternehmens im Vordergrund stehen.

 

Die Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse in 5 Schritten

1.    Festlegung des Scopes: Im ersten Schritt wird die komplette vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette des Unternehmens betrachtet. Im Ergebnis werden die Stakeholder identifiziert, die von der Geschäftstätigkeit des Unternehmens betroffen sind. Durch Befragungen, Interviews oder Workshops kann identifiziert werden, welche Themen aus Sicht der Stakeholder besonders relevant sind.

2.    Erstellung einer Themen-Longlist: Auf Basis der gewonnen Informationen wird daraufhin eine umfassende Longlist von Nachhaltigkeitsthemen erstellt, die basierend auf den gewonnenen Informationen potenziell wesentlich sein könnten.

3.    Identifikation der Auswirkungen, Chancen und Risiken: Anschließend werden die identifizierten Aspekte auf ihre potenziellen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie auf die möglichen Chancen und Risiken für das Unternehmen untersucht.

4.    Bewertung der Themen und Erstellung einer Shortlist: Basierend auf der Analyse aus Schritt 3 werden die Themen bezüglich ihrer Relevanz für das Unternehmen und die Stakeholder bewertet und priorisiert. Eine Gewichtung kann dabei helfen, die verschiedenen Gesichtspunkte in ihrer Bedeutung zu differenzieren. Diese Themen sollten sowohl aus finanzieller Sicht als auch im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Relevanz eine hohe Priorität aufweisen.

5.    Wesentliche Themen der ESG-Berichterstattung: Abschließend werden die zentralen Aspekte in einer Wesentlichkeitsmatrix visualisiert, in der die Themen nach ihrer finanziellen Relevanz und gesellschaftlichen Bedeutung geordnet sind. Daraus wird abgeleitet, welche Themen in den Nachhaltigkeitsbericht aufgenommen werden. Schließlich können daraus Rückschlüsse gezogen werden, welcher ESRS-Standard einschlägig ist und welche Informationen vom Unternehmen offenzulegen sind.

 

Prioritäten setzen: Die Wesentlichkeitsmatrix

Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse werden in einer Wesentlichkeitsmatrix visualisiert, die dabei unterstützt, die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu priorisieren. Eine Vorgabe, wie die Wesentlichkeitsmatrix auszugestalten ist, existiert nicht.

Typischerweise basiert eine solche Matrix auf zwei Dimensionen: der Bedeutung der identifizierten Themen für externe Stakeholder sowie dem Einfluss auf die Unternehmensleistung. Diese Darstellung erleichtert die Beurteilung, welche Themen im Fokus stehen sollten, um sowohl gesellschaftlichen als auch finanziellen Anforderungen gerecht zu werden.

Zumeist ist die Wesentlichkeitsmatrix als zweidimensionales Diagramm strukturiert. Die X-Achse repräsentiert die Wichtigkeit der Themen für das Unternehmen und bewertet, wie stark diese den Erfolg und die strategischen Ziele beeinflussen – seien es finanzielle oder operationale Aspekte. Auf der Y-Achse hingegen wird die Bedeutung der Themen aus der Perspektive externer Stakeholder wie Kunden, Mitarbeitern, Regierungen, NGOs, Investoren und der Öffentlichkeit dargestellt.

In der Regel befinden sich die entscheidenden Themen im oberen rechten Quadranten der Matrix, da sie sowohl für das Unternehmen als auch für seine Stakeholder von hoher Relevanz sind.

Anbei finden Sie ein fiktives Beispiel für eine solche Wesentlichkeitsmatrix.

13. November 2024
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